So mok wi dat! Zu Besuch im Willer.Wald

Zu Besuch im Willer.Wald: Mit ihrem Aufforstungsprojekt setzen Georg Willer und Axel Niesing ein Zeichen für regionale Verantwortung – ein freiwilliger erster Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der Tankstellenbranche.

Wo ein Willer, da ein Weg! Mit Tradition, Innovationsgeist und Verantwortung für die Region: Die Anton Willer GmbH & Co. KG zeigt, wie nachhaltiges Unternehmertum im Tankstellengeschäft aussehen kann. Mit Projekten wie dem Willer.Wald, Investitionen in alternative Kraftstoffe und einem klaren Bekenntnis zu Regionalität gestalten Georg Willer und Axel Niesing aktiv die Zukunft – bodenständig, norddeutsch und engagiert.

Lorenz im Interview mit Georg Willer und Axel Niesing

Wir sitzen heute in Dithmarschen, direkt am Willer.Wald. Mit wem haben wir das Vergnügen?

Georg: Mein Name ist Georg Willer. Ich bin in der dritten Generation im Familienunternehmen Anton Willer GmbH & Co. KG in Kiel tätig. Mein Großvater hat die Firma 1934 gegründet. Heute betreiben wir Tankstellen in Schleswig-Holstein – und seit kurzem auch in Niedersachsen.

Axel: Ich bin Axel Niesing, seit fast zwölf Jahren geschäftsführender Gesellschafter bei Willer. Und hier, wo wir heute sitzen, am Rand des Willer.Walds, liegt die Keimzelle unseres Projekts – mitten im waldärmsten Landkreis Deutschlands: Dithmarschen.

Ihr beschreibt euch als fair, bodenständig, norddeutsch, regional und nachhaltig. Könnt ihr kurz skizzieren, wie sich euer Unternehmen heute aufstellt?

Axel: Früher hatten wir noch den klassischen Mineralölhandel im Portfolio – also Heizöl für Privathaushalte oder Diesel für Bauern und Baustellen. Heute konzentrieren wir uns vollständig auf das Tankstellengeschäft und betreiben rund 40 Stationen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Gleichzeitig investieren wir in die Mobilität der Zukunft. In Kiel-Wellsee bauen wir gerade gemeinsam mit Partnern eine Wasserstofftankstelle inklusive eigener Erzeugung – ein echtes Pilotprojekt für die Region. Außerdem setzen wir uns für E-Fuels ein: synthetische, klimaneutrale Kraftstoffe, die eine Perspektive für den Verbrennungsmotor bieten. Ein weiterer Meilenstein war, dass wir als erste Tankstelle in Schleswig-Holstein HVO 100 angeboten haben – einen reststoffbasierten Diesel ohne fossile Bestandteile, der bis zu 90 Prozent weniger CO₂-Emissionen verursacht. Und das schon ein Jahr vor der offiziellen Genehmigung.

Wie sieht euer aktueller Kraftstoffmix aus – und welche Richtung strebt ihr an, gerade im Hinblick auf alternative Antriebe?

Axel: Die alternativen Produkte stehen noch am Anfang. Die Politik setzt aktuell sehr stark auf Elektrifizierung, was wir kritisch sehen. Grüner Strom ist trotz 30 Jahren Energiewende in Deutschland weiterhin knapp – und wird es auch bleiben, weil unsere geografischen Voraussetzungen begrenzt sind. E-Fuels hingegen nutzen grünen Strom dort, wo er viel effizienter erzeugt werden kann, etwa in der Wüste mit Photovoltaik. So können wir den riesigen Bestand an Verbrennerfahrzeugen klimaneutral betreiben.

Georg: E-Fuels machen grünen Strom außerdem transportabel. In Chile etwa wird Windstrom für unter einen Cent pro Kilowattstunde erzeugt. Durch die Umwandlung in E-Fuels oder deren Vorstufen kann dieser Strom gespeichert und nach Europa gebracht werden – eine wichtige Ergänzung zur heimischen Energiewende.

Seht ihr in E-Fuels und grünem Wasserstoff die größten Chancen für die Mobilität der Zukunft?

Axel: Grundsätzlich ja – das hängt aber stark von den politischen Weichenstellungen ab. Wenn ausschließlich auf E-Mobilität gesetzt wird, wird es natürlich schwierig. Aber wir beobachten inzwischen ein gewisses Umdenken, auch in der Politik. Das macht uns zuversichtlich, dass grüne Kraftstoffe künftig eine größere Rolle spielen können.

Wie blickt ihr auf die Zukunft des Tankstellengeschäfts – gerade mit Blick auf alternative Kraftstoffe und E-Mobilität?

Axel: Für die gesamte Branche können wir natürlich nicht sprechen – Ansätze wie unseren Willer.Wald gibt es bisher nur bei uns, zumindest deutschlandweit. E-Fuels forcieren wir gemeinsam mit anderen mittelständischen Unternehmen, etwa durch Beteiligungen an Start-ups, die klimaneutrale Kraftstoffe und neue Technologien entwickeln. Die großen Mineralölkonzerne orientieren sich oft international – für uns bleibt Deutschland, speziell Norddeutschland, aber klar unser Zukunftsmarkt.

Wie entstand 2020 die Idee, den Willer.Wald zu pflanzen?

Georg: Wir waren auf einer Veranstaltung in der Halle 400 in Kiel, wo sich das Projekt „Plant-for-the-Planet“ vorgestellt hat. Daraus entstand die Idee, unsere Absätze mit Aufforstung zu koppeln. Erst wollten wir mit diesem Projekt zusammenarbeiten, aber der Kontakt gestaltete sich schwierig. Axel Niesing hatte dann die zündende Idee: Warum nicht direkt hier bei uns in Schleswig-Holstein aufforsten, statt irgendwo in der Ferne? So machen wir den Willer.Wald für alle sichtbar und nachvollziehbar – jeder kann selbst hinfahren und sehen, was wächst.

Das heißt, ihr habt einfach gesagt: Wir machen das selbst, suchen Flächen und fangen an zu pflanzen?

Axel: Genau. Die ersten 23 Hektar haben wir hier in Schlichting gekauft – das war unser Startpunkt. Mittlerweile sind es rund 37 Hektar, also knapp 370.000 Quadratmeter. Ein großer Teil davon ist zusätzlich in den Hüttener Bergen entstanden.

Und ihr koppelt das Pflanzen direkt an eure Kraftstoffverkäufe. Wie funktioniert das genau?

Axel: Pro Liter Kraftstoff pflanzen wir zehn Quadratzentimeter Wald. Hochgerechnet kommen wir so auf etwa 80.000 Quadratmeter pro Jahr – das sind rund 220 Quadratmeter neuer Wald pro Tag. Aktuell stehen wir bei 370.000 Quadratmetern – und es wird stetig mehr. Wir merken auch, dass sich unser Engagement positiv auf unsere Tankstellenabsätze auswirkt. Wir sind sogenannte B-Preiser, also immer günstiger als große Marken. Viele Kund*innen sagen: "Günstiger tanke ich sowieso nicht – und dann wird auch noch etwas für die Umwelt getan." Wichtig ist uns: Wir sehen den Willer.Wald nicht als Kompensation, sondern als freiwilliges Engagement. Autofahren bleibt umweltschädlicher als Radfahren – egal ob mit Verbrenner oder Elektroauto. Aber wir wollen bewusst Verantwortung übernehmen und zeigen, dass Veränderung möglich ist.

Wer kümmert sich eigentlich um die Aufforstung?

Axel: Dafür sind die Revierförster zuständig. Sie schlagen vor, welche Baumarten passen und übernehmen auch die Genehmigungsverfahren – denn man darf nicht einfach ein Stück Land kaufen und direkt aufforsten. Das ist ein mehrstufiges Verfahren. Die Forstbetriebe betreuen die Flächen anschließend weiter: Sie sorgen dafür, dass der Bestand gepflegt wird und der Wald gesund wächst. In den ersten Jahren wird das Gelände eingezäunt, um Verbiss durch Wildtiere zu verhindern.

Georg: Gerade in den Anfangsjahren muss zweimal jährlich sogenannte Kulturpflege betrieben werden – also das Freihalten der jungen Setzlinge vom umliegenden Bewuchs. Erst wenn die Bäume kräftig genug sind, kann sich der Wald weitgehend selbst entwickeln. Trotz der Trockenheit in den vergangenen Wochen sieht es derzeit sehr gut aus – das freut uns natürlich sehr.

Nachhaltigkeit ist bei euch im Unternehmen nicht nur auf den Willer.Wald beschränkt. Könnt ihr uns einen Überblick dazu geben, was ihr darüber hinaus tut?

Georg: Genau, das Thema ist bei uns breit aufgestellt. Wir haben zum Beispiel rund 2.000 Solarmodule auf dem Dach unserer Hauptfiliale installiert. Bereits 2015 haben wir ein eigenes Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Auch bei kleineren Dingen achten wir auf Nachhaltigkeit – etwa bei Mehrweggeschirr und umweltfreundlichen Verpackungen im Imbissbereich. Frühzeitig haben wir zudem Ladesäulen für E-Autos aufgebaut. Parallel dazu setzen wir bei unserem eigenen Fuhrpark auf alternative Kraftstoffe: Unsere Tankfahrzeuge werden mit dem klimafreundlichen HVO 100 betankt. An unserer Hauptfiliale bieten wir außerdem Bio-CNG an – und mit der neuen Wasserstofftankstelle erweitern wir konsequent unser Engagement für alternative Antriebe.

Gibt es bei euch auch Lademöglichkeiten für E-Fahrräder?

Georg: Momentan noch nicht. Unser Standort ist historisch gewachsen – seit der Gründung 1934 wurde jeder verfügbare Winkel genutzt. Aktuell ist es daher schwierig, zusätzliche Infrastruktur zu schaffen. Aber wer weiß, wie sich das entwickelt – vielleicht gibt es in Zukunft auch eine eigene „Tankstelle“ für E-Fahrräder.

Ihr arbeitet auch mit Holstein Kiel zusammen – was steckt hinter der Kooperation?

Axel: Die Verbindung zu Holstein Kiel reicht weit zurück – wir sind schon seit rund 60 Jahren Sponsor und Stammgast bei den Heimspielen. Als wir mit dem Willer.Wald gestartet sind, kam Holstein auf uns zu. Sie wollten ebenfalls etwas für ihren ökologischen Fußabdruck tun. Seit fünf Spielzeiten pflanzen wir gemeinsam Bäume: Für jedes Tor, das Holstein Kiel erzielt, wächst unser Willer.Wald weiter. Inzwischen sind auf diesem Weg bereits zwischen 3.000 und 4.000 Bäume zusammengekommen.

Vielen Dank!

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