LeichtLast Leipzig

Die heiligen Hallen von Leichtlast in Leipzig - für Carbon-Liebhaber*innen ein Ort zum Wohlfühlen

von Anne-Katrin

Der ehemalige Stahlbau auf der Riesaer Straße wird seit Januar 2020 zu neuem Leben erweckt, denn das Atelier der Nutzrad-Studio GmbH – besser bekannt als LeichtLast Lastenradschmiede – zog in jenem Jahr in die neuen Räumlichkeiten im Leipziger Osten. Der Begriff “Atelier” passt vor allem deshalb gut, weil ausschließlich per Hand gearbeitet wird und jedes Bauteil einzigartig ist, so Alex, Mitarbeiter der ersten Stunde in der Leipziger Werkstatt, der den künstlerischen Anspruch an das Produkt betont. Die Geschichte der leichten Lastenräder begann allerdings schon im Frühjahr 2014 in Hannover – als Dr. Thomas Heidemann, Dr.-Ing. für Maschinenbau, den Prototyp der ersten Libelle entwickelte. Er sagt selbst: “Als dann die ersten Enkelkinder die Familie bereicherten, entstand die Idee, ein leichtes Kindertransportrad bzw. Lastenrad zu bauen, um auf den doch eher behäbigen Anhänger verzichten zu können.” Nur ein Jahr später kaufte Sebastian Sandner die neunte Libelle, vor allem um die eigenen Kinder gut durch die Stadt zu bewegen – und stieg als Diplom-Ingenieur im Bereich der Luft-und Raumfahrttechnik und leidenschaftlicher Alltagsradler schließlich begeistert in die Weiterentwicklung ein. Mit Sebastians Erfahrung im Bau von Flugzeugen aus Kohlefasern wurde die Kabine zum Crashcockpit weiterentwickelt und eingehenden Prüfungen unterzogen. Im April 2017 wurde die erste Libelle unter Sebastians Feder entwickelt und schließlich 2018 bis zur Serienreife verfeinert. Ein zweiter Fertigungsstandort in Leipzig etablierte sich. So kam es, dass im Sommer 2022 der fertige Marken- und Webseiten-Launch von #LeichtLast erfolgte – das kleine Team aus Leipzig produziert derzeit rund 100 Lastenfahrräder aus Carbon pro Jahr. Jedes Carbon-Bauteil wird per Hand hergestellt und unter Einhaltung anspruchsvoller Standards getestet und geprüft. 

Von Mitarbeiter Alex bekommen wir einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsvorgänge und die Manufaktur. Doch warum eigentlich Carbon, fragen wir das Team. Die Gründer sagen selbst, dass für sie kein Lastenfahrrad den besonderen Ansprüchen einer jungen Familie gerecht werden konnte. Deswegen entschieden sie sich, das Libelle-Lastenrad und später das Hummel-Modell zu entwickeln. Der einzige Werkstoff, der es ermöglicht, ihre besonderen Ansprüche zu erfüllen, ist Carbon: Mit der Kombination aus reißfesten Kohlefasern und hochfestem Epoxidharz werden hohe Maßstäbe gesetzt. Aufgrund der enormen Crashsicherheit und des geringen Gewichts ist Carbon seit Anfang der 80er-Jahre zum Beispiel aus der Formel 1 nicht mehr wegzudenken. In der äußersten Materialschicht verbaut das Team zudem Aramid- bzw. Kevlar-artiges Gewebe, das dafür sorgt, dass das Material sehr schlagfest ist und bei einem Unfall das Absplittern von Carbon verhindert wird – und so zum Beispiel Kinder optimal geschützt sind. Carbon hat eine höhere Steifigkeit als Stahl und ist gleichzeitig circa fünfmal leichter. Die Alltagstauglichkeit wird durch eine hohe Flexibilität gewährleistet. Die Kabine kann mit verschiedenen Verdecken geschlossen und so optimal an alle Wetterbedingungen angepasst werden. Gleichzeitig lässt sich das Lastenrad platzsparend verstauen. Das Design ist so ausgelegt, dass gängige Fahrradkomponenten – wie Schaltung, Bremsen, Lenker, Laufräder, Beleuchtung etc. – verbaut werden können und die Kund*innen ein individuelles Lastenrad nach ihren Wünschen erstellt bekommen. “Viele Bauteile sind ähnlich und damit auch immer vorrätig, sodass nach dem Bestellvorgang individuell produziert werden kann”, so Alex. Die Produktion unterteilt sich in die CFK*-Werkstatt und die Montage. Vom Atelier geht es weiter zum Aushärten im Ofen und in die Vormontage – an dieser Stelle werden zum Beispiel Rollen oder die Lenkstange und Bohrungen angebracht. In der Endmontage werden dann alle Teile nach Kund*innenwunsch zusammengebracht und die Kabinen beklebt. Um auch in Zukunft höchste Ansprüche zu erfüllen, entwickelt sich LeichtLast stetig weiter. Derzeit arbeiten sie an Themen wie einem neuen Fertigungsverfahren, Produktoptimierungen, weiteren Modellen, neuen Designs und einer Tracking-App. Die großen Alleinstellungsmerkmale der LeichtLast-Modelle sind die außergewöhnlich leichte Rahmenkonstruktion und die Möglichkeit, die Kabine mittels Schnellspannern in wenigen Sekunden vom Hinterbau abzutrennen, sodass aus dem vorderen Korpus ein Kinderwagen wird. Damit sind Libelle und Hummel optimale Begleiter im Alltag – egal, ob für Familien, Kurierfahrer*innen oder Handwerksbetriebe. Du entscheidest je nach Bedarf der Zuladung oder Einsatzgebiete, welches Modell am besten zu dir passt. Das Leipziger Team hilft dir jederzeit weiter! 

*Carbonfaserverstärkter Kunststoff (verkürzt auch als „Carbon“ bezeichnet)

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WE RIDE LEIPZIG Ausgabe 22