Rendswühren

“Ich bin Laura, 21, ich komme aus Kiel und arbeite hier in Rendswühren. Ich hatte als kleines Kind schon Interesse an Landwirtschaft, allerdings hat man als Stadtkind wenig Berührungspunkte damit. Hin und wieder habe ich mich für Pferde interessiert, aber mehr Überschneidungen gab es nicht. Mein Papa kommt vom Dorf und hat mir immer Geschichten davon erzählt, wie er als siebenjähriger Junge schon beim Nachbarn auf dem Trekker saß – das fand ich immer sehr spannend. Lustiger Funfact: Ich hatte als Kind von #Lego oder #Playmobil immer die Tier-Editionen wie die Tierarztpraxis oder einen Bauernhof. Nach meinem Abitur mit dem Profil Gesundheit und Deutsch wusste ich nicht, was ich machen möchte und habe von einem Bekannten erfahren, dass es den Ausbildungsberuf Fachkraft für Agrarservice gibt. Ich dachte vorher, dass man Landwirt*in werden muss – jedoch hatte ich auf Tiere keine große Lust und konnte mich eher mit Maschinen und dem Bau anfreunden. Meine Aufgaben und die Inhalte der Ausbildung reichen von der Aussaat bis zur Ernte, sprich: drillen, also das Korn in den Boden bringen, Gülle übers Feld fahren, pflügen und so weiter. Die Arbeit auf dem Land ist nicht so romantisch, wie man das vielleicht durch Kinderbücher vermittelt bekommt. Hier herrscht ein großer Fachkräftemangel, den die wenigen Mitarbeiter*innen dann auffangen müssen, indem sie viele Überstunden machen. Manchmal ist es auch sehr stressig, weil viele Dinge in einem bestimmten Moment passieren müssen. Zum Beispiel haben wir im Mai ganz viel Mais gedrillt – wir können diese Arbeit nicht einfach aufschieben. Das kann manchmal stressig werden. Dafür mag ich aber das Draußensein. Am meisten interessiere ich mich für Ackerbau, also pflügen, grubbern und drillen – da habe ich am meisten Lust drauf. Oder Häckselwagen fahren, das macht mir auch Spaß. Es gibt nach der Ausbildung viele Weiterbildungsmöglichkeiten, ich kann zum Beispiel den Meisterbrief machen oder zur Landwirtschaftsschule gehen. Dort ist es möglich, ein Praxisjahr zu absolvieren und nochmal zwei Jahre zur Schule zu gehen. Der Abschluss ist dann gleichgestellt mit dem Bachelor. Ich kann aber auch an der Uni oder an der FH Agrarwissenschaften studieren. Ich werde auf jeden Fall in diesem Beruf bleiben, aber ich habe schon auch Lust, mich weiterzubilden. Als Frau in so einer Männerdomäne merke ich die Vorurteile. Die typischen Dinge: “So ein Blondchen, was will die denn jetzt, die hat ja gar keine Kraft, und dann auch noch eine aus der Stadt” – und so weiter. Es gibt aber auch Leute, die einen bevorzugen oder bevormunden. Ich bin gut in dem, was ich mache.”

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